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Bloggen: This is how i want it

Ich muss mich nun schon einmal vorab entschuldigen. Wenn man nicht gerade selber bloggt oder es vor hat, dann sind Themen rund um die Bloggerei für alle Anderen extrem langweilig. Blogger können sich untereinander fast unendlich über die verschiedenen Facetten und Bereiche des Bloggens austauschen, ohne dass ihnen auch nur annähernd der Gesprächsstoff ausgeht. Nein, soweit will ich es hier nicht treiben. Das ist mir persönlich dann auch zuviel.
Dennoch aber hat sich die Bloggerei und auch die Bloggerlandschaft über die Jahre doch recht stark verändert. Und ich möchte meine Eis-Pansch-Pause nun heute dazu nutzen euch ein bisschen was von früher zu erzählen und wie ich die Dinge heute nun empfinde und warum mir manches an der heutigen Bloglandschaft so sehr missfällt.


Ich bin schon eine ganze Weile mit diversen Blogprojekten in der Bloglandschaft unterwegs. Mal mit dem einen, mal mit dem anderen Thema, mal mit mehr "Erfolg" und Leser, mal mit weniger.
Wahrscheinlich war es 2004 oder 2005, als ich vom Thema Webseite endgültig abgekommen bin und zum ersten mal einen Blog gestartet habe.
Angefangen habe ich damals mit einem typischen Blog im Tagebuchstil, den ich auch eher für mich selbst als für andere geschrieben hatte. Themengebundenen Blogs waren damals noch nicht so verbreitet. Vereinzelt gab es sie bereits, aber nicht in dem Maße wie heute. Und auch meine Blogprojekte haben sich munter durch sämtliche Themengebiete bewegt, die Teil meines Interesses, meiner Freizeitbeschäftigung und meines Lebens waren.
Gleichzeitig gab es auch noch die weit verbreitete Trennung zwischen professionell aufgezogenen Blogprojekten und solchen, die eher "unperfekt" waren. Die professionelleren Blogs waren tatsächlich von Firmen und Geschäftsleuten betrieben worden und die nicht ganz so tollen "Dinger" mit den pixeligen oder unscharfen Fotos und dem nicht ganz stimmigen Layout und Design stammten eher aus den Federn von Privatpersonen, den "Hobby-Bloggern".

Und heute?
"Unperfektheit"? Wenn es ein Ziel gibt, das viele "Hobby-Blogger" heute vereint, so ist es ein möglichst perfektes Blogprojekt zu führen. Das fängt beim Layout an und hört bei den Fotos, für die man sich mittlerweile extra eine teure Spiegelreflexkamera anschafft, noch lange nicht auf.
"Unperfektheit" ist nicht erwünscht und schon gar nicht gewollt. Je professioneller ein Blog einer Privatperson aussieht und auch geführt wird, desto eher hat dieses Blogprojekt Chancen sehr erfolgreich zu werden.
Allerdings hat diese angestrebte Perfektheit einige Nachteile. 
Einer davon wäre beispielsweise, dass die Leser mit der Zeit schlicht vergessen, dass hinter diesem Blogprojekt ja schlicht nur ein Mensch steckt, der vielleicht nicht immer erreichbar sein möchte und auch mal Zeit für sich braucht. 
Fehler dürfen dann natürlich auch nicht mehr passieren und wehe deine Stelle eines Fotos ist ungewollt unscharf. Es wird "gephotoshopt" bis der Arzt kommt. 
Und teilweise vergisst auch der Blogger selbst, dass er auf dem Gebiet, mit dem er sich da auf seinem Blog auseinandersetzt keinesfalls Profi, sondern ganz im Gegenteil, vielleicht ein absoluter Laie ist. Die wenigsten "Hobby-Blogger" haben einen professionellen Hintergrund in der Richtung, in der sich der Blog bewegt. Und so ist es ja auch hier bei mir der Fall. Ich bin Hobby-Eispanscher und habe eigentlich keine Ahnung von dem Zeug. Aber meistens schmeckts und meistens ist es absolut in Ordnung und "funktioniert halt irgendwie". Und wenn ich mich so umschaue, dann setzen sich manche Blogger-Kollegen schon fast auf einen zu hohen Thron ohne dass ein wirkliches Wissen dahintersteht. Sachen werden für richtig und unumstößlich erklärt die ganz grundsätzlich nicht stimmen und schlichtweg falsch sind. Nötige Recherchen zu einem Thema werden halbherzig bis gar nicht durchgeführt, aber dennoch wird das was man da schreibt als Wahrheit verkauft. Wir kommen also an einen Punkt, an dem man dem Leser mehr vorgaukelt als eigentlich dahinter steckt.
Gleichzeitig sind aber auch sehr hohe Erwartungen zu erfüllen. Einerseits kommen diese von der so erfolgreich angelockten Leserschaft, und zum Anderen aber auch von einem selber. 

Gut, wir wollen aber trotzdem oder gerade deswegen einen möglichst perfekten Blog? Schön, dazu gehört aber auch mehr als nur ein bisschen Design und tolle Fotos und Beiträge. Wenn es ein perfekter Blog sein soll, und dieser möglichst professionell da stehen soll, dann sind Blogpausen nicht mehr drin. Dann wollen, und müssen teilweise auch, die Leser regelmäßig "bespaßt" werden. Urlaub? Pause? Auszeit? Keine Ideen? Brauchen wir alle und manchesmal will einfach nichts richtiges aus den Fingern kommen. Kennen wir doch.
Fassen wir also zusammen: 
Wir brauchen ein umwerfendes Layout, tolle Themen, 1A Beiträge, superduper Fotos mit der teuersten Kamera, die der Blogger sich leisten kann, und vor allem sehr viel Zeit.
Zeit zum "menscheln", was ich so schmerzhaft auf vielen Blogs mittlerweile vermisse, bleibt da nicht und wenn es doch mal versucht wird, dann wirkt es fast wie eine Maske und man fragt sich als Leser ob das nun wirklich "echt" ist.

Mir fehlt hier ganz eindeutig die Entspanntheit in der Bloggerlandschaft. Es wird schon fast mit Ellenbogen um die Leserschaft gekämpft. Was links und rechts steht wird nicht beachtet und ist auch keines Blickes wert und natürlich kocht man eben nicht mehr mit Wasser sondern setzt sich auf einen mehr oder weniger vergoldeten Thron.
Nehmt die Sache doch nicht so ernst. Es ist ein Hobby, oder? Zumindest sollte es das nach meinem Verständnis sein. Und wenn man es "nur" als Hobby betrachtet, dann sind auch Fehler erlaubt, dann muss das was da rauskommt eben nicht perfekt sein. 
Ja, tatsächlich, es reichen auch 70%, 200% als Erwartung an den Blogger und auch an sich selbst sind viel zu viel.

A propos vergoldet...
Ist es nicht so, dass die meisten "Hobby-Blogger" nicht gleichzeitig auch noch in der Schule, im Studium oder eben berufstätig sind? Dennoch wird teilweise auf Teufel komm raus mit vielen verschiedenen Firmen kooperiert vollkommen egal ob es zum Blogthema passt oder nicht. Es mutet komisch an, wenn ein sogenannter Fashion-Blogger plötzlich einen Thermomix in die Kamera hält und anpreist. Ja richtig, anpreist. Ja, das ist Werbung und dafür lasst ihr euch ja schließlich auch bezahlen.
Bevor es aber zu so einer Kooperation kommt sollte der Blog einigermaßen erfolgreich sein. Schließlich sind die Firmen wählerisch und entsprechend auf die Reichweite bedacht, die die betreffenden Blogger dann bitte haben sollten. Und genau hier sind wir an einem Punkt dem ich seit Jahren zweifelnd gegenüber stehe. Wie will man denn bitte den Erfolg eines Blogprojekts messen? Mit Klickraten, Aufrufstatistiken, Anzahl der Likes auf Facebook, der +1 Gebereien auf G+ oder der Sternchen auf Twitter und Co.? Ist es das? Gut, damit gibt es natürlich eine Grundlage für eine Vergleichbarkeit und man hat endlich wieder einen Grund auf andere Blogger-Kollegen herabzuschauen oder ihnen virtuell die Zunge heraus zu strecken im Sinne von "Ätschi Bätschi, ich hab' mehr Leser als du...". Wenn eure Gedanken nun Richtung "Kindergarten" marschieren, dann seid ihr da genau richtig. Von fast noch harmlosen Zickereien bis hin zu Neid, Missgunst und vielleicht sogar falschen Beschuldigungen ist in der großen "Gemeinschaft" der Blogger alles vertreten und das nicht als Einzelfall.
Gleichzeitig wird immer wieder die "Gemeinschaft" unter den Bloggern betont und die tolle Community, die aber eigentlich immer nur in recht kleinen Rahmen besteht. Themenübergreifen? Holla die Waldfee, wo denkt ihr hin? Ich hoffe ja insgeheim, dass es das doch auch gibt, aber bisher sagen mir meine Erfahrungen leider das Gegenteil.
Ja, natürlich es gibt diese kleinen "Kooperationen" unter Bloggern. Und meistens klappt das auch recht gut. Aber das hat alles Grenzen. Eine große Gemeinschaft unter den Bloggern gibt es aus meiner Sicht nicht.

Geld verdienen ist toll, ich gebe es zu. Allerdings liegt hier mein persönliches Augenmerk eher auf meinem Beruf und meine Arbeit als auf den Blog. Viele Blogger verlieren gerade hier die Bodenhaftung. Hier eine geschenkte Tasche, hier ein Gutschein, da ein Honorar... kommt mir hier nicht unter die Räder, was teilweise wesentlich schneller geht als ihr meint.
Ich bleibe dabei Erfolg eines Blogs ist nicht unbedingt messbar. Ist ein Leser der durch einen Blogartikel einen schönen erlebnisreichen Tag oder ein tolles Essen oder eine schicke Kleidung gefunden hat nicht viel mehr wert als all die anderen die fast stumpfsinnig auf "Like" oder "+1" geklickt haben? Ja, doch, genau dieser Meinung bin ich.
Es immer darauf an für was man bloggt und welches Ziel man hat. Der eine wird sich damit begnügen, wenn sich irgendwann ein Leser hinsetzt, eine Panscherei in die Eismaschine haut und danach entpannt auf dem Sofa "flagt" und sich mit Eis bekleckert ;) und der andere strebt mit seinem Blog nach Ruhm und Reichtum. Jedem das Seine und mir das Meiste? Bitte nicht. Es täte wirklich mal gut, wenn man etwas von diesem Konkurrenzdenken weg kommen würde, wenn es tatsächlich eine große Gemeinschaft gäbe und ich meine jetzt nicht diese kleinen vereinzelten Grüppchen die durchaus sehr eingeschworene Gemeinschaften sein können.

Aus meiner Sicht darf ein Blog von einer Privatperson ganz wunderbar "Unperfekt" sein. Ja, Fehler gehören dazu und nein es muss sich keiner eine Maske aufsetzen um perfekt zu wirken und um etwas zu verkaufen womit er nicht einverstanden ist oder sich schlicht nicht damit identifizieren kann. Was soll das denn? Wo bleibt da der Spaß?
Ja, Bloggen ist ein zeitintensives Hobby. So ein Ding will gepflegt werden und optimalerweise füttert man es mit schönem oder gutem "Content". So ein bisschen was hat es von einem Tamagotchi, wenn euch das noch ein Begriff ist. ;)
Natürlich jeder Blogger steckt einen ganzen Haufen Herzblut in sein Projekt. Aber manchesmal tut Abstand wirklich nicht ungut. Blicke nach links und nach rechts bringen Abwechslung und machen die Sache vielleicht auch mal ein stückweit interessanter. Nehmt euch die Zeit und schaut euch mal um. Es gibt so viele Blogs in allen möglichen und unmöglichen Themengebieten. Und wenn ihr Kontakt zu einem Blogger haben möchtet, dann schreibt ihn oder sie einfach an. Egal wie "groß" oder erfolgreich der Blog ist. Schlussendlich steckt auch dahinter "nur" ein Mensch.
Gleichzeitig wünsche ich mir aber auch dass nicht immer jeder jedem Trend hinterher jagd. Ab dem 10. mal nahezu gleichem Inhalt von verschiedenen Bloggern wird es uninteressant, auch wenn ihr meint, dass ihr da jetzt eine ganz tolle und neue "Variante" entdeckt habe. Lasst es. Man kann Leser auch langweilen. ;)

Bleibt einfach ihr selbst, verkauft euch nicht und wenn euch etwas gefällt, ja dann auf, los gehts. Euer Blog, euer Spielplatz, eure Regeln und Entscheidungen. Nehmt die Sache nicht ganz so ernst. Leser werden mit der Zeit kommen und auch der Rest wird sich finden. Und wenn euch eure Anfangsidee nicht mehr gefällt oder nicht mehr passt, dann weitet sie eben aus. Es hindert euch niemand daran euch auf euren Blogs vollkommen frei zu entfalten. Und das wünsche ich mir.
Mehr Mensch, weniger "Superstars".