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Schwieriges Unterfangen: Ein "Eisblogger" in Eisdielen und Co.

Um einen Blog nur und ausschließlich um das Thema Speiseeis zu betreiben in denen man vorrangig eigene Rezepte veröffentlicht, braucht es eine grundsätzliche Überzeugung, dass das was man da macht sehr gut ist. Und genau diese Überzeugung, die ich hier an den Tag lege hindert mich etwas an dem all zu unreflektierten Besuch einer Eisdiele oder in einem -café.

Nein, sicher bin ich immer noch kein Profi, aber durch verschiedene eigene Erfahrungen und angelesenes Wissen weiß ich so pi mal Daumen, wie das mit der professionellen Eismacherei funktioniert und ich weiß sehr genau was mir beim Thema Speiseeis gefällt und was nicht.

Grundsätzlich scheint es ja immer mehr so zu sein, dass Eisdielen und -cafés mit einem ausschließlich klassischem Sortiment weniger Erfolg haben als diese, die ab und an auch neue und vielleicht auch leicht exotische Sorten mit dazu nehmen und ihre Kunden so überzeugen. Ich wage sogar die Behauptung, dass eine Eisdiele mit nur klassischen Sorten wahrscheinlich nur noch da überlebt, wo es im größeren Umkreis keine Konkurrenz gibt. In größeren Städten mit vielen Eisdielen und -cafés alle paar Straßenzüge sehe ich dieses Konzept nicht als erfolgreich an.

Nein, auch mir reichen klassische Eissorten nicht mehr aus. Ich würde meine Leser hier langweilen, wenn ich ihnen immer und immer wieder nur die Klassiker ohne Pfiff, ohne Variante, präsentieren würde. Tatsächlich wünsche ich mir hier von manchen Eisdielen mehr Mut. So darf das Salz Karamell gerne etwas salziger sein und auch andere Ideen, Varianten und Co. sind höchst willkommen.


Und damit wären wir direkt auch schon bei meiner Erwartungshaltung und bei meinen Vorstellungen wie ich mir ein Eis aus einer Eisdiele und diese selbst vorstelle und wünsche.

  • Es dürfte klar sein, dass ich Eis, hergestellt mit frischen Früchten, vor allem im Sommer, wenn alle möglichen Obst- und Beerensorten reichlich und in guter Qualität vorhanden sind, absolut bevorzuge. Wer mir hier mit Obst aus der Dose und sei es nur als Beiwerk daher kommt, der hat bei mir ganz schlechte Karten.

  • Ich schaue mir vor der Entscheidung, welche Eissorte oder welcher Eisbecher es sein soll, sehr gerne die Vitrine an. Manchesmal begegnen einem dort wahrhaftig riesige Eisgebilde und genau diese meide ich.
    Nein, es ist kein Problem ein Eis so herzustellen, dass es die Form hält. Dazu nehme man eine ganze Menge mehr an Stabilisatoren und sonstigen Kram, der in der üblichen Eismacherei in diesen Mengen hoffentlich nichts zu suchen hat.
    Diese so aufgepuschte Masse ist natürlich wesentlich besser formbar und schmilzt auch nicht sofort.
    Eine Eisvitrine ist üblicher Weise auf -14°C eingestellt. Diese Temperatur ist aber nur in den Behältern gegeben und nicht im Luftraum darüber in den sich die Gebilde gerne erstrecken. Eine "reguläre" Eismasse ohne die zusätzliche Verwendung von Stabilisatoren und Co. so hoch aufgebaut wird über kurz oder lang zusammenschmelzen und anschließend eine ordnetliche Überschwemmung in den Eisbehältern ergeben.

  • Bleiben wir noch kurz bei der Eisvitrine:
    Ich, als ambitionierter aber ungelernter Eiskoch, verlange von den Betreibern einer Eisdiele, dass diese ihre Gerätschaften beherrschen und richtig einstellen.
    Ich möchte nicht, dass die Servicekraft tatsächlich mehr oder weniger rohe Kräfte walten lassen muss um mir als Kunde die gewünschte Anzahl an Eiskugeln in den Becher oder in die Waffel zu portionieren. Das heißt schlicht und ergreifend, dass die Vitrine zu kalt eingestellt ist.

  • Das Thema Farbe:
    Vanilleeis muss gelb sein, Pfefferminz- und Apfeleis grün, Waldmeister sowieso und Schlumpfeis bitte blau.
    Die Verwendung von Farbstoffen gefällt mir immer noch in keinem einzigen Lebensmittel. Farben kommen auch auf natürlichem Weg in die Speisen, aber dann ist das Apfeleis eben eher nur leicht grün und das Vanilleeis sicher nicht ganz so gelb und das sogenannte Schlumpfeis verliert seine Existenzberechtigung.

  • Mittlerweile sind wir auch im kleinsten Dorf eine recht bunte Gesellschaft, was unsere Essgewohnheiten angeht. Der eine mag alles was auf den Tisch kommt, der zweite möchte keine tierischen Produkte und der dritte kämpft mit verschiedenen Allgerien.
    Eine Eisdiele muss meiner Meinung nach nicht unbedingt veganes Cremeeis anbieten, aber ein Sorbet dürfte jedem sehr willkommen sein. Ganz grundsätzlich muss ein Fruchteis nicht zwangsweise auf einer Cremebasis aufgebaut werden.

  • Luftig, fluffig, leicht? Nein danke. Solange ich nicht ein Softeis erwerbe, möchte ich eine Eiskugel von den üblichen 70 bis 80g erhalten. Sicher ist ein kompakteres Eis teurer in der Herstellung, da gegebenenfalls mehr Frucht anstelle von "Füllstoffen" verwendet werden muss. Aber genau das macht doch ein gutes Eis aus, oder?

  • Und natürlich sind noch die Pulvermischer zu erwähnen. Unter den Eisdielen und -cafés tummeln sich sehr viele, die sich entsprechenden Aromapulvern bei der Eismacherei bedienen. Das ist wahrscheinlich die günstigste Art und Weise Eis herzustellen. Trotzdem wird natürlich auch dieses Eis zum regulären Kugelpreis verkauft. Ich verstehe unter dem Handwerk der Eismacherei kein Einrühren von Pulvern.
    Und ja, das schmeckt man. Spätestens bei Maracuja kommen diese Pulver kaum an ein Eis heran, das original handwerklich hergestellt wurde.

Wie ihr seht, habe ich mich hier mit der Sache mit den Eisklümpchen in den Eiskugeln gar nicht abgegeben, obwohl auch das ein entscheidendes Qualitätsmerkmal sind. Es ist auch so schon schwierig genug eine Eisdiele oder ein -café zu finden, das diese genannten Punkte alle entsprechend erfüllt.
Daher habe ich es mir schon fast unbemerkt angewöhnt meine Ansprüche an diese Lokalitäten herab zu senken, ansonsten hätten einige Eisdielenbesuche auch mit Begleitung schlicht und ergreifend nicht statt gefunden.

Bei den Hamburger Eisdielen und -cafés bin ich noch lange nicht durch, und ich vermute, dass ich dafür hier auch noch ein paar weitere Sommer in der schönen Hansestadt verbringen sollte um das zu schaffen. Weiterhin habe ich nur einen Favorit, den ich euch hier bei Maike kurz vorgestellt habe.
Ich bin gespannt was die Hamburger Eisdielenlandschaft noch so zu bieten hat und ob ich noch weitere Empfehlungen aussprechen kann.

Zunächst aber erwarte ich im kommenden Frühjahr sehr gespannt die Gelatissimo in Stuttgart. Das wird ein wahres Eldorado sein und ich bin sehr gespannt was uns dann nächstes Jahr in den Eisdielen erwartet.