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Eisknödel in Wien

Als ich bereits in Wien war und einen der üblichen Mecker- oder Jammertweets in die Twitter Timeline gesetzt hatte über die Hitze, kam postwendend die Aufforderung, ich solle mich doch ins Tichy zu ein paar Eismarillenknödeln setzen. Nun war ich, als ich die Nachricht sah, nicht gerade in der Nähe vom Reumannplatz, aber das Wort Eismarillenknödel weckte mein Interesse. Was um Himmels Willen war denn das? Durch die eigene Eismacherei bin ich nicht all zu fit, was die gängigen Eiskreationen in den Eisdielen bzw. Eissalons angeht, aber von einem Eisknödel hatte ich bisher noch nicht mal ansatzweise etwas gehört oder gelesen.

Am nächsten Tag habe ich mein Mittagessen bei Castelletto gegessen und ließ mir zur Dessertauswahl nochmal die Karte gebe. Eismarillen? Hoppla. Das Thema fing an mich zu verfolgen. Und da ich an diesem Tag tatsächlich noch kein Eis intus hatte war es um mich geschehen und die Eismarillen wurden geordert.
Bekommen habe ich einen hübsch dekorierten Teller mit ein paar Früchten, Sahne, einem Löffel und zwei Eismarillen, also Eisknödel mit Marillenfüllung.
Hier handelt sich um zwei Eisknödel, die jeweils mit etwas Aprikosenkonfitüre gefüllt waren und anschließend in Nüssen gewälzt wurden.
Sehr lecker. Das Eis an sich war ein feines Milchcremeeis und die Füllung dazu gab der Sache noch etwas Säure.

Eismarillen im Castelletto
Zurück im Hotel wurde gegoogelt bis das Tablet zu rauchen begann. Vorrangig wollte ich wissen wer es erfunden hat und wie es gemacht wurde.
Tichy, besser gesagt Kurt Tichy (17.08.1925 bis 20.06.1999) hat diese leckere Eiskreation 1967 erfunden. War es zu Beginn noch ein Ladenhüter, so wurden die Eisknödel schnell bekannter und geliebter. Seit 1992 führt Kurt Tichy (jun.) zusammen mit seiner Frau den Eissalon mit all seinen Spezialitäten. Die bekannten Eismarillenknödel machen mittlerweile ca. ein drittel des Umsatzes des Eissalons mit über 35.000 Knödel pro Woche aus. Seit langem werden sie daher mit einer Maschine gefertigt.

Original Eis-Marillenknödel im Eissalon Tichy
Die Herstellung der Eisknödel ist ansich nicht so schwierig wie es vielleicht erst erscheinen mag. Man benötigt ein Rahmeis, Konfitüre für die Füllung und gehackte Nüsse. Aus dem Rahmeis sticht man sich eine Eiskugel geraus und halbiert diese. Anschließend entnimmt man aus je einer Halbkugel etwas Eis aus der Mittel und füllt dort hinein die Konfitüre. Danach setzt man die Eiskugelhälften wieder aufeinander und wälzt den Eisknödel in den gehackten Nüssen um die Schnitte zu verdecken.
Das liest sich nun einfacher als es ist. Die Herstellung davon braucht etwas Übung, etwas Zeit um die Eishalbkugeln und später den wieder zusammengesetzten Eisknödel wieder zu gefrieren und noch mehr Übung.

Tichy bietet seit langer Zeit neben den original Eis-Marillenknödel auch Himbeer-Eisknödel an. Diese sind dann mit Himbeerkonfitüre gefüllt und der fertige Eisknödel wird in Mohn gewälzt was eine ganz wunderbare Kombination ist.

Himbeer-Eisknödel im Eissalon Tichy
Nun hatte ich hier also tatsächlich die Situation, einmal im Castelletto handgemachte Eisknödel zu essen und einem im Tichy die maschinengefertigte Originalversion. Beides war sehr lecker, wobei die Maschinenfertigung natürlich eine wesentlich festere Eiskonsistenz benötigt. Zu gut deutsch, wer bei Tichy eine solche 3er Portion Eisknödel verdrückt kann an diesem Tag getrost Mittag- und Abendessen ausfallen lassen. Das hier verwendete Rahmeis ist sehr mächtig und mir persönlich auch fast schon wieder zu süß. Die Aprikosen- bzw. Himbeerfüllung ist in den Knödeln vom Tichy eigentlich eine gefrorene Kugel, was für die Maschine wahrscheinlich die beste Möglichkeit ist diese Füllung in den Eisknödeln zu verarbeiten. Wer also zu schnell isst, stößt hier erst einmal auf etwas Widerstand.

Ob sich die eigene Versuchsküche auch schon an diesen Eisknödeln versucht hat? Aber sicher doch. Kaum wieder in Hamburg angekommen stand ich schon werkelnd und bastelnd an meinen Eisdosen und habe die ersten Versuche gewagt. Das Zauberwort heißt hier Übung. Aber ich denke ich kann euch hier bald einen selbstgemachten Eisknödel nach dem Vorbild von Tichy zeigen. Immerhin sind auch hier der Fantasie was die Füllung in Kombination mit dem "Knödeleis" kaum Grenzen gesetzt. Denkt mal an Schokoeisknödel mit Bananenmusfüllung oder Ananaseisknödel mit Karamellfüllung, und und und...

Das war für mich in Wien die "Eis-Entdeckung" schlechthin. Und ganz ohne frage konnte man mindestens ein bis zwei Woche in Wien komplett damit verbringen sich den dortigen Eissalons und -spezialitäten zu widmen. Und ja tatsächlich würde ich behaupten, dass die Verspeisung eines Eisknödels zu dem Besuchsprogramm in Wien definitiv dazu gehört.
Also dann. Auf die Eisknödel, fertig, los!

Gelateria Castelletto
Rotenturmstraße 24
1010 Wien
http://www.castelletto.at/

Eissalon Tichy
Reumannplatz 13
1100 Wien
http://www.tichy-eis.at

Quellen und weiterführende Links:
Tichy - Eischronik
Wikipedia - Kurt Tichy
meinbezirk.at - Eismarillenknödel: Vom Ladenhüter zum Erfolg